Gesund, schlank und fit mit Honig: Tatsache oder Irrtum?
Imker/innen, die ihre gute Gesundheit auf den regelmäßigen Verzehr
von Honig zurück führen, ernten bei Nichtimker/innen nicht
selten ein gönnerhaftes, wenn nicht gar spöttisches Lächeln.
Auch einige Ärzte glauben nicht an die gesundheitlichen Wirkungen
von Honig. Diabetikern wird oftmals noch immer von
Honig abgeraten und auch Zahnärzte sind sich über die kariesfördernde
Wirkung von Honig nicht einig. Obwohl die therapeutischen Wirkungen von Honig seit
Jahrhunderten beobachtet werden und in zahlreichen wissenschaftlichen Studien weltweit nachgewiesen
werden konnten, finden die Ergebnisse der Untersuchungen nur wenig Aufmerksamkeit in
der breiten Öffentlichkeit. Aus diesem Grunde halten sich Ernährungsirrtümer rund um den Honig
hartnäckig und werden alle paar Jahre erneut verbreitet, auch wenn bereits das Gegenteil bewiesen
wurde.
Honigirrtum 1: Honig ist ein Dickmacher
Wenn Menschen abnehmen möchten, wird ihnen oftmals davon abgeraten, Honig zu essen. Begründet
wird diese Empfehlung damit, dass Honig genauso viel Kilokalorien und die gleiche Wirkung
auf den Blutzuckerstoffwechsel hätte wie Haushaltszucker. Ein Blick in eine Kalorientabelle
zeigt: 20 g Honig liefert 20 Kilokalorien weniger als die gleiche Menge Zucker. Würden die 110 g
Zucker, die Erwachsene durchschnittlich am Tag zu sich nehmen, komplett durch Honig ersetzt,
ergäbe sich eine Differenz von 110 Kilokalorien am Tag. Da Honig aber eine höhere Süßkraft hat
als Zucker, könnte eine deutlich geringere Honigmenge gegessen und damit eine höhere Kalorienersparnis
erzielt werden.
Heutzutage ist die These weit verbreitet, dass eine kohlenhydratreiche Ernährung ein Abnehmen
erschweren oder ganz unmöglich machen würde. Dabei wird kein Unterschied zwischen den verschiedenen
Kohlenhydraten gemacht: Kohlenhydrate in Vollkornbrot, Kartoffeln, Obst, Süßigkeiten
und Honig werden “in einen Topf geworfen“ und generell als Dickmacher bezeichnet. Vollkommen
unberücksichtigt bleibt die Tatsache, dass aus vollwertigen Backwaren, Kartoffeln, Obst und Honig
wesentlich langsamer Zucker frei gesetzt und in die Blutbahn aufgenommen wird als aus Süßigkeiten
und anderen Lebensmitteln und Getränken mit Zuckerzusätzen. Auch wird bei dem Rat, möglichst
wenig Kohlenhydrate zu essen, außer Acht gelassen, dass das Gehirn auf eine gleichmäßige
Zufuhr von Traubenzucker angewiesen ist. Eine kohlenhydratarme Kost fördert Kopfschmerzen,
Konzentrationsstörungen, Leistungsschwankungen und Heißhunger auf Süßes. Unerwähnt bleibt
meistens auch, dass bei einer Einschränkung der Kohlenhydrate der Fettabbau im menschlichen
Körper gestört wird. Die dabei entstehenden Fettabbauprodukte belasten die Nieren und begünstigen
erhöhte Blutfettwerte und Gicht.
Wer mehrmals täglich kleine Mengen Honig zu sich nimmt, versorgt sein Gehirn kontinuierlich mit
Zucker und Nervenbotenstoffen. Leistungsschwankungen und Heißhungergefühle treten dann wesentlich
seltener auf. Den meisten Menschen, die regelmäßig Honig essen, fällt es auch leichter,
weniger Süßigkeiten zu essen.
Honigirrtum 2: Diabetiker dürfen keinen Honig essen
In früheren Zeiten durften Diabetiker viele Lebensmittel nicht essen. Vor allem zuckerreiche Nahrungsmittel
waren in der Diabetesdiät strikt verboten. Dieses Tabu besteht nicht mehr. Die heute
geltenden Empfehlungen zur Ernährung bei Diabetes mellitus Typ 2 basieren auf wissenschaftlich
fundierten Grundlagen. Sie wurden von europäischen Organisationen in Zusammenarbeit mit nationalen
Gesellschaften, wie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM), der Deutschen
Gesellschaft für Ernährung (DGE) und der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) erarbeitet.
Die aktuellen Ernährungsempfehlungen für Diabetiker unterscheiden sich kaum von denen für
eine allgemein gesunde Kost. Hierbei geht es in erster Linie darum, die Nahrungsaufnahme ausgewogen
und nährstoffreich zu gestalten.
Für Diabetiker gilt das Motto: auf die Menge kommt es an. In Maßen sind zuckerhaltige Lebensmittel
erlaubt: 10% der täglich aufgenommenen Energie dürfen aus Zucker stammen. Bei einer Kalorienzufuhr
von rund 2000 kcal am Tag entspricht das in etwa 50 g Zucker. Diese Menge ist mit zwei
Esslöffeln Honig am Tag erreicht und sollte von Diabetikern nach Möglichkeit nicht überschritten
werden. Aber nicht nur die Gesamtmenge spielt eine Rolle, sondern auch, wie oft und in welcher
Form der Honig eingenommen wird. So wird der Zuckerstoffwechsel entlastet, wenn die erlaubte
Honigmenge auf mehrere Mahlzeiten verteilt wird. Auch sollten Diabetiker den Honig nicht pur
vom Löffel essen oder in Getränken auflösen, sondern nur in Verbindung mit festen Nahrungsmitteln
zu sich nehmen. Die Auswahl der Lebensmittel bei der Zusammenstellung der Mahlzeiten ist
dabei von großer Bedeutung: aus ballaststoffreichen Speisen werden Zuckerverbindungen langsamer
freigesetzt als aus ballaststoffarmen Mahlzeiten. Besonders wertvoll für Diabetiker sind Getreideprodukte.
Ballaststoffe aus Getreide verbessern die Insulinwirkung und tragen dazu bei, die
Blutzuckerwerte nach einer kohlenhydratreichen Mahlzeit niedrig zu halten. Für Diabetiker, die
Appetit auf ein Honigbrot haben, ist es daher ratsam, ein Vollkornbrot auszuwählen und unter den
Honig Streichfett oder Frischkäse zu streichen. Auch Kuchen, Milchspeisen und Rohkostsalate dürfen
mit Honig gesüsst werden. Vorsicht geboten ist allerdings bei Obstspeisen: aus zerkleinerten
und geschälten Früchten werden die fruchteigenen Zuckerverbindungen besonders schnell freigesetzt
und ein zusätzliches Süßen ist nicht ratsam.
Für Diabetiker sind Blütenmischhonige besonders empfehlenswert. In diesen Honigsorten befinden
sich neben ballaststoffreichen Blütenpollen auch Inhaltsstoffe, die für den diabetischen Stoffwechsel
wertvoll sind: Chrom verbessert die Insulinwirkung, Vitamine der B-Reihe unterstützen die
Nervenfunktionen und Mangan schützt die Nervenbahnen.
Honigirrtum 3: Honig erhöht die Cholesterinwerte im Blut
In Europa wird oft befürchtet, dass durch Honigkonsum die Cholesterinwerte im Blut steigen könnten.
Diese Sorge ist nicht begründet.
Menschen, die tierische Lebensmittel essen, nehmen mit diesen Cholesterin auf. Die größte Menge
des im Blut zirkulierenden Cholesterins stammt jedoch nicht aus der Nahrung, sondern wird vom
menschlichen Körper selber gebildet. Pflanzliche und tierische Fette können nämlich nur dann verdaut
werden, wenn die Leber Gallensäuren bildet und diese an den Darm abgibt. Für die Synthese
der Gallensäuren wiederum ist Cholesterin erforderlich. Je höher der Fettgehalt der Nahrung ist,
desto mehr Cholesterin bildet der Körper für die Fettverdauung.
Honig enthält weder Cholesterin noch Fett und regt die körpereigene Cholesterinsynthese nicht an.
Auch die Behauptung, dass Zucker aus Honig in Fett umgewandelt und auf diesem Wege die Cholesterinbildung
anregen würde, ist nicht zutreffend. Weder für die Zuckerverdauung im Darm, noch
für die körpereigene Fettsynthese aus Kohlenhydraten benötigt der menschliche Körper Cholesterin
benötigt.
In amerikanischen Studien wurde die Wirkung von naturbelassenem Honig auf die Blutfettwerte
untersucht. Bei Einnahme von Honig kam es sowohl bei Menschen mit normalen als auch mit erhöhten
Blutfettwerten zu einer Senkung der Blutfett- und Cholesterinwerte, besonders des (schlechten)
LDL- Cholesterins. Außerdem gab es Hinweise darauf, dass Honig die Ablagerung von Cholesterin
in den Blutgefäßen und damit das Risiko für Arteriosklerose verringern kann. Verantwortlich
für diese Wirkung scheinen die Farbstoffe des Honigs zu sein.
Honigirrtum 4: Honig erhöht den Blutdruck
Von Bluthochdruck (Hypertonie) spricht man, wenn der Blutdruck über längere Zeit bei 140/90 mm
Hg oder höher liegt. Hypertonie ist eine weit verbreitete Krankheit, die meist jahrelang beschwerdefrei
verläuft, mit zunehmender Krankheitsdauer jedoch die Blutgefäße, die Nieren und das Herz
schädigen kann. Nur selten ist ein erhöhter Druck im Gefäßsystem auf eine einzige Ursache zurückzuführen,
meist spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Zu den ernährungsbedingten Risikofaktoren
gehören in erster Linie eine fettreiche Kost, Übergewicht sowie ein hoher Kochsalz-, Fleischund
Alkoholkonsum.
Bei etwa 30-40 % aller Hypertoniker kann der Blutdruck allein durch eine Verringerung des Salzund
damit des Natriumanteils in der Nahrung gesenkt werden. Zahlreiche Studien haben gezeigt,
dass ein erhöhter Blutdruck auch ohne Medikamente in hohem Maße gesenkt werden kann, wenn
nicht nur der Salz- und Fleischkonsum verringert, sondern gleichzeitig der Anteil an Obst und Gemüse
in der Ernährung erhöht wird. Pflanzliche Lebensmittel sind reich an Kalium. Dieser Mineralstoff
ist der Gegenspieler des Natriums und kann dessen erhöhende Wirkung auf den Blutdruck
verringern.
Lebensmittel, die weniger als 120 mg Natrium pro 100 g enthalten, gelten als natriumarm. Im Honig
finden sich durchschnittlich 7 mg Natrium pro 100 g Natrium. Von allen im Honig enthaltenen
Mineralstoffen ist Kalium am stärksten vertreten. Das Verhältnis Natrium zu Kalium beträgt bei hellen
Honigen durchschnittlich 1:11 und bei dunklen Honigen 1:22. Dieses Mengenverhältnis wirkt
sich günstig auf die Blutdruckregulation aus.
Durchschnittliche Mineralstoffgehalte heller und dunkler Honige
Mineralstoff Heller Honig Dunkler Honig
Kalium 205,0 ppm 1676,0 ppm
Natrium 18,0 ppm 76,0 ppm
Kalzium 49,0 ppm 51,0 ppm
Magnesium 19,0 ppm 35,0 ppm
Quelle: Honig köstlich und gesund, Renate Frank, Ulmer Verlag
Honigirrtum 5: Honig ist schädlich für die Zähne
Immer wieder wird behauptet, dass Honig lange auf den Zähnen kleben würde und daher das Risiko
für Karies besonders stark erhöhen würde. Da Honig hartnäckig auf Löffel und Teller klebt, wird
häufig davon ausgegangen, dass sich Honig auf den Zähnen genauso verhält. Der Einfluss kohlenhydratreicher
Lebensmittel auf die Entwicklung von Karies ist jedoch nicht so eindeutig, wie viele
Menschen glauben. Auch die Regel: “Je mehr Zucker – desto mehr Karies“ stimmt nach heutigen
Erkenntnissen nicht mehr.
Kariesbakterien heften sich an die Zähne und warten auf Nahrung in Form von Zucker. Beim bakteriellen
Abbau des Zuckers entsteht Milchsäure, welche zu einer Demineralisierung des Zahnschmelzes
führt. Je länger kohlenhydrathaltige Lebensmittel im Mundraum verweilen, desto mehr
Zeit haben Bakterien Säuren zu bilden, welche die Zähne angreifen. Für die Kariesbildung ist daher
die Aufenthaltsdauer der Lebensmittel an und um die Zähne entscheidender als der Zuckergehalt
der Lebensmittel. In holländischen, britischen und neuseeländischen Studien wurde herausgefunden,
dass sich die Lebensmittel, die häufig als besonders klebrig eingeschätzt werden, schneller auflösen
und rascher aus dem Mund verschwinden als stärkehaltige Lebensmittel. Reste von Brot,
Keksen und Obst kleben wesentlich länger an den Zähnen als Karamell, Bonbons und Honig.
Letztgenannte haben einen hohen Gehalt an löslichen Zuckern, die schnell vom Speichel weggespült
werden.
Honig verliert bei zunehmender Wärme sehr rasch seine Zähflüssigkeit und wird bei Körpertemperatur
schnell im Speichel gelöst. Dabei wird der Wirkstoff Wasserstoffperoxid freigesetzt. Dieser
senkt den Säuregehalt des Speichels und verringert das Wachstum von Karieserregern. In Neuseeland
werden aus diesem Grunde Honigsorten, die besonders reich an Wasserstoffperoxid sind, mit
der Bezeichnung „antiseptisch“ gekennzeichnet. Auch in einer Studie der Hebräischen Universität
Jerusalem wurde eine hemmende Wirkung von Honig auf Kariesbakterien nachgewiesen, wenn
Honig in höherer Dosierung eingenommen wurde. Eine sorgfältige Zahnpflege ersetzt der Honig
jedoch nicht.
Quelle:
Renate Frank
www.ernaehrungsberatung-frank.de